Freitag, 30. Dezember 2011

Mindmaps in Ausbildung oder als Arbeitsmethode

Was sind Mindmaps?
Mindmaps sind nützliche Werkzeuge, um strukturiert Ideen oder Themen zu einem Wissensgebiet oder zu Oberthemen zu erfassen und zu visualisieren. Das Verfahren wurde von Tony Buzan entwickelt. Der Vorteil ist, dass die Vorgehensweise  intuitiv und nicht-sequenziell erfolgt. Man kann dem natürlichen Gedankenfluss folgen und ist in seiner Kreativität nicht eingeschränkt. Eine ausführliche Beschreibung der Methode findet sich bei der Universität Köln unter: http://www.uni-koeln.de/hf/konstrukt/didaktik/mindmapp/frameset_mindmapp.html

Für wen eignet sich die Methode?
Die Methode eignet sich, um alleine oder im Team zu arbeiten. Durch die Strukturierung in Baumform - mit Ästen, Verzweigungen und Symbolen - lässt sich die Thematik gut durchdringen und die Ergebnisse kann man sich gut merken. Es können nicht nur Texte, sondern auch Bilder, Links, Videos etc. erfasst werden. Auch zur Zeit- und Aufgabenplanung lassen sich Mindmaps einsetzen.


Welche Möglichkeiten gibt es?
Im Schulungsraum lässt sich die Methode mit klassischen Medien auf Flipcharts, Whiteboards, Plakaten oder mit dem Overhead-Projektor gut umsetzen. Wenn die Mindmaps mit einer Software - online oder offline - erstellt werden, kann man sie sehr einfach mit anderen Menschen teilen oder kollaborativ daran arbeiten. Hier werden einige nützliche und kostenlose Tools vorgestellt, die man gut bei der Arbeit oder für die Ausbildung nutzen kann.

Mind24 im Browser Firefox auf Windows7
Eine reine Onlinelösung ist http://mind42.com/. Hier können mehrere Teilnehmer zeitgleich an einer Mindmap arbeiten. Der Vorteil einer solchen Lösung ist die raumunabhängigkeit und zeitgleiche Bearbeitungmöglichkeit über Raumgrenzen hinweg. Nachteilig ist aber, dass man auf einen fremden Server angewiesen ist, der keine anderen Zugriffsmöglichkeiten oder Verschlüsselungsoptionen bietet. Je nach Brisanz der Ideen oder Themen ist eine solche Abhängigkeit im Business-Kontext nicht akzeptabel. Für reine Schulaufgaben oder Aufgaben im Rahmen einer Berufsausbildung oder Studienarbeit ist das System aber gut einsetzbar. Allerdings müssen bei Mind42 alle Nutzer ein Konto anlegen. Dazu ist ein Nickname, eine gültige Emailadresse und ein selbstgewähltes Passwort erforderlich. Weitere Angaben sind nicht notwendig. Der Screenshot zeigt eine im Freemind-Format importierte Mindmap. Ein Export von online erstellten oder geänderten Mindmaps ist ebenfalls möglich. Zudem bietet das System eine Integration mit Skype, sodasss parallel zum Erstellen der Mindmap ein Chat möglich ist.

Freemind unter Ubuntu Linux
Eine weitere kostenfreie Möglichkeit ist die Open-Source-Software Freemind. Freemind ist ein in Java geschriebenes Programm, um komfortabel Mindmaps zu erstellen. Es ist in verschiedenen Paketen erhältlich. Unter anderem in einer Version, die ausführbare Dateien für alle Betriebssysteme beinhaltet - damit ist man maximal flexibel. Die Anwendung eignet sich gut zur Verwendung auf einem USB-Stick - einfach drauf kopieren und auf allen Rechnern nutzen. Eine in das System eingreifende Installation ist nicht erforderlich. Vorausgesetzt wird allerdings ein Java-Runtime-Environment ab Version 1.4. Dies sollte auf jedem halbwegs modernen Rechner der Fall sein. Unter Ubuntu Linux muss neuerdings Java (die Sun bzw. Oracle-Variante) manuell installiert werden. Wie das geht findet man unter http://wiki.ubuntuusers.de/Java/Installation/Manuell. Hintergründe dazu gibt es hier. Da das Programm in Java geschrieben ist, sieht es auf allen Plattformen gleich aus. Lediglich bei der Schriftdarstellungen kann es Abweichungen geben.

Xmind auf Windows 7
Ebenfalls kostenlos und auf verschiedenen Plattformen einsetzbar ist XMind. XMind gibt es in einer freien, kostenlosen Variante und als Pro-Version mit erweiterten Features. Zudem bietet es über ein Webportal die Möglichkeit Inhalte zu teilen. Auch hier ist ein Account notwendig, um alle Features zu nutzen. Die freie Version kann man auch gut ohne Account nutzen. Die Mindmaps können über Filesharing-Dienste, Email oder Clouds getauscht werden. Es gibt eine Portable-Version (Free & Pro), die ähnlich wie Freemind, auf einem USB-Stick als cross-platform und mobiles Werkzeug mitgenommen werden kann. Ansonsten ist das Tool als Installationspaket für Windows, MacOS X und Debian bzw. Ubuntu Linux verfügbar. Negativ ist, dass man die Features der Pro-Version auch in der Oberfläche angezeigt bekommt und dann mit einem entsprechenden Hinweis nicht nutzen kann. Dies hätte man sich aus Benutzerfreundlichkeit sparen können, es dürfte aber ein Verkaufsargument für die rund 40€ teure Jahreslizenz für XMind Pro sein.

Xmind Veröffentlichungsoptionen (Ubuntu Linux)
Die hier vorgestellten Tools sind natürlich nicht alles was das Netz zu bieten hat, mir war wichtig, die möglichst gute Interoperabilität zwischen der verschiedenen Software, damit man als Ausbilder und Auszubildender die Wahl hat, eine passende Software auf einem passenden System zu nutzen und trotzdem die Dateien tauschen kann oder parallel daran arbeiten kann. Die Auswahl hier spiegelt meine Erfahrung mit Mindmap-Programmen wider. Vorschläge zur Ergänzung sind gerne willkommen.

Damit man - losgelöst von Maus und PC/Mac - seine kreativen Ideen auch am iPad bzw. iPhone ausleben kann, wird ein weiterer Artikel sich ausschließlich dem Programm iThougthsHD für den iPad widmen. Coming soon...

Montag, 26. Dezember 2011

Apple iPad und Logitech Squeezebox - ein starkes Duo

Medien (hauptsächlich Musik) im Netz bereitstellen

Wenn man selbst einen Logitech Media Server betreibt oder ein Logitech Gerät aus der Squeezebox Serie besitzt, kennt man die Stärken und Schwächen des Systems ganz genau. Ohne eigenen Server muss immer eine Verbindung zu http://mysqueezebox.com bestehen, um Internetstreams zu hören.
Screenshot von SqueezePad auf dem iPad 2
Eine eigene Musiksammlung kann mit den Geräten der Squeezebox Serie ohne eigenen Server nicht wiedergegeben werden. Positiv ist aber, dass es den Media Server kostenlos für nahezu jede Plattform gibt. Wer ein NAS sein Eigen nennt, kann den Logitech Media Server zum Beispiel auf Diesem installieren und hat somit Zugriff auf alle mp3-Dateien der eigenen Sammlung. Das funktioniert bei mir mit einem Western Digital MyBookLive NAS problemlos. Dieses NAS hat als Firmware ein Debian Linux. Der passende Logitech Media Server kann kostenlos unter http://downloads.slimdevices.com/ heruntergeladen werden.

Bei den Geräten der Squeezebox Serie ist leider meistens keine Fernbedienung dabei. Diese kann in Verbindung mit einem Akku z.B. für das Squeezebox Radio (Straßenpreis rund 120€) für ca. 40€ zusätzlich erworben werden. Diese IR-Fernbedienung erfordert dann aber direkten Sichtkontakt. Besitz man ein iPad, kann man mit der App SqueezePad seine Squeezebox Geräte via WiFi (ggf. auch via VPN) fernsteuern. Die App bietet (über einen InApp Kauf) auch die Musikwiedergabe. So wird der iPad zum SqueezePad. Selbst die Synchronisierung mit den Playern ist möglich, sodass in jedem Zimmer die selbe Musik gehört werden kann. Für insgesamt rund 12€ incl. Musikwiedergabe ist diese App eine super Investition!


Einsatz in der Ausbildung

Ach auch wenn dieser Artikel nichts direkt mit Ausbildung zu tun hat: Wer viele Podcasts, Fotos oder sogar Schulungsvideos auf einem Rechner/ Server liegen hat, kann Diese auch mit einem Logitech Media Server bereitstellen - und das kostenlos. Alternativen dazu - und im Bilder und Videobereich momentan sogar noch bessere - bieten z.B. DLNA-kompatible Streaming Server wie TwonkyMedia (kostenpflichtig), minidlna oder uShare (beide kostenlos). Diese können dann zusätzlich auch Fernsehgeräte oder andere Consumer Hardware mit einem Media-Client bedienen. Bedient werden können auch Clients auf dem PC. Dort sind standardmäßig in den meisten Fällen Clients installiert oder einfach installierbar. So können Videos oder andere Medien in Schulen oder Bildungseinrichtungen per Stream bereitgestellt werden. Das geht dann übrigens auch parallel in verschiedenen Klassen. Beachtet werden müssen aber auf jeden Fall die urheberrechtlichen Einschränkungen der einzelnen Medien. Leider darf nicht alles "modern" bzw. "zeitgemäß" genutzt werden.

Donnerstag, 14. April 2011

Wissenschaftliche Texte schreiben oder Lernunterlagen erstellen mit LaTeX und TeXmaker

Jeder Studierende kennt es: Seminararbeiten, Artikel, Papers. Lange Texte mit Fußnoten, Bildern, Tabellen, Verzeichnissen und vielen formalen Vorgaben. Auch Lehrende müssen Texte verfassen: Scripte, Fachbeiträge, Lernunterlagen.

Zur Erstellung und hochwertigen Publikation von solchen Texten eignet sich LaTeX sehr gut. LaTeX ist ein Textsatzprogramm. Prinzipiell ist es eine beschreibende Scriptsprache, die den Quellcode des Textes durch einen Interpreter in das gewünschte Ausgabeformat (z.B. PDF) bringt. Das hört sich kompliziert an, ist aber durch etwas Übung gut zu handhaben. Im Internet finden sich sehr viele Seiten und Foren, die sich mit LateX beschäftigen.

Es gibt LaTeX in verschiedenen Distributionen. TeXlive ist erhältlich für Windows und Linux. Für Mac gibt es die MacTeX-Distribution und für Windows gibt es noch MikTeX.  LaTeXs Voreinstellung treffen die Konventionen des angelsächsischen Sprachraumes. KOMA-Script ist als Erweiterung zu LaTeX weit verbreitet. Es bietet eine sehr gute  Grundlage zu eigenen Artikeln, die den Konventionen von Textsatz im deutschsprachigen Raum erfüllt. KOMA-Script ist in jeder LaTeX-Distribution enthalten.

Rein mit LaTeX kann man aber noch nicht viel anfangen. Man benötigt einen Editor, um die Texte zu erstellen. Dazu ist grundsätzlich jeder Texteditor geeignet. Komfortable Editoren unterstützen mit farbiger Syntaxhervorhebung, Auto Completition von Befehlen und komfortablen Übersetzungtools, mit denen man den Output auf Knopfdruck erzeugt.

Screenshot TeXmaker unter Ubuntu 10.10 (Gnome Desktop)
Es gibt eine Vielzahl an Editoren, die diese Features mitbringen. Hier soll TeXmaker vorgestellt werden, der kürzlich in der Version 3.0 erschienen ist. TeXmaker überzeugt mit seinen klaren Funktionen und Hilfestellungen. Es ist in Versionen für Windows, Linux und Mac verfügbar, und somit gut auf verschiedenen Systemen nutzbar. Es gibt darüberhinaus eine USB-Stick Version. TeXmaker wird aktiv weiterentwickelt und ist unter der GPL-Lizenz kostenlos verfügbar. Downloads und weitere Informationen sind zu finden unter: http://www.xm1math.net/texmaker/

Man muss sich lösen von Textverarbeitungsprogrammen im "What you see is what you get"-Modus. LaTeX setzt die Texte und grafischen Objekte an die passenden Stellen, damit die Publikation gut aussieht. In der Tat sind die Ergebnisse von gesetzten Texten dem Output von Word & Co weit überlegen. Das bedeutet, dass im Quelltext des Editors nur Text, Steuerzeichen und Befehle stehen und keine Bilder oder Tabellen direkt sichtbar sind. Wie das aussehen kann, kann man dem Screenshot entnehmen.

LaTeX lohnt sich für alle die viel publizieren. Insbesondere im Mathematiksatz spielt LaTeX seine Stärken aus. Wenn man viele Formeln, Gleichungen oder Gleichungssysteme benötigt ist LaTeX hervorragend geeignet und das Mittel der Wahl.

Zitate, Fußnoten, Verzeichnisse - alles kein Problem für LaTeX und das weitestgehend automatisch. Das ist eine enorme Erleichterung die dabei hilft, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: den Inhalt des Textes.

In folgenden Beiträgen werden andere, nützliche Programme, die im Zusammenhang mit LaTeX Nutzen stiften dargestellt.

Dienstag, 8. März 2011

Berufsreife

Mit Ende der Ausbildung muss der junge Erwachsene die zweite Schwelle, also den Übergang von der Ausbildung in die Berufstätigkeit meistern. Die Ausbildung soll die Auszubildenden auf die Anforderungen die ein Berufsbild stellt vorbereiten. Dazu ist es notwendig, neben reinen fachbezogenen Kompetenzen ein Bündel an weiteren Eigenschaften zu entwickeln. Diese Eigenschaften beinhalten unter anderem das Verständnis für die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens und erfordern eine Lernfähigkeit und Lernbereitschaft über das gesamte Erwerbsleben. Dies ist durch den Anpassungsdruck der Unternehmen impliziert, der sich auf die Mitarbeiter - die sozusagen untereinander im Wettbewerb stehen - überträgt. Die kürzeren Produktlebenszyklen in der schnelllebigen, technisierten Welt bewirken einen stetig schnelleren technischen Fortschritt, der sich durch sich ändernde Anforderungen an Arbeits- und Qualifikationsinhalte bemerkbar macht.(vgl. Hansjosten 2000, S. 61) Dadurch ist auch begründet, warum es zukünftig keine klassischen Dauerberufe mehr geben wird. Manche Berufsbilder gibt es nur wenige Jahre lang. Ein Beispiel dazu ist der Beruf Kommunikationselektroniker/in in verschiedenen Fachrichtungen. Er überdauerte einen Zeitraum von 1987 bis 2003 und wurde dann durch einen neuen Beruf mit passenderen Inhalten ersetzt. Auch wandeln sich Berufsbilder mit gleichem Namen im Laufe der Zeit. Dies geschieht durch Neuordnungen der Verordnung über die Berufsausbildung. (vgl. dazu BiBB Online-Artikel 2011, "Neue und modernisierte Berufe") Hansjosten bezeichnet das Bündel an Eigenschaften, welche notwendig sind um die Entwicklungsdynamik der Anforderungen abzufedern, als Qualifikationscollage. Er spricht in diesem Zusammenhang auch von "Meta-Kompetenzen, die durch Verallgemeinerbarkeit ein geringes Obsoleszensrisiko aufweisen" (Hansjosten 2000, S. 62). Das ist schlüssig, denn Lernfähigkeit in der besonderen Ausprägung der fachübergreifenden Lernfähigkeit (z.B. Führungskompetenz, Kommunikationskompetenz, Teamfähigkeit, Fähigkeit zur Selbstreflektion, souveränes agieren in Netzwerken, prozessuales und ganzheitliches Denken, Fähigkeit Veränderungsprozesse anzustoßen, ...) besitzt besondere Eigenschaften: Sie veraltet nicht in der Geschwindigkeit wie technisches Fachwissen und befähigt gleichzeitig dazu, offen zu sein für Neuerungen und den permanenten Wandel im Kontext des schnellen technologischen Fortschritts.
Unter dem Begriff "Berufsreife" verbirgt sich also die Menge an entwickelten Meta-Kompetenzen die notwendig ist, um sich wandelnde Berufsanforderungen - im Laufe des Erwerbslebens - erfolgreich zu managen. Als Ziel der dualen Ausbildung und der akademischen, berufsqualifizierenden Ausbildung, besonders im Rahmen eines dualen Studiums, sollten neben den fachlichen Inhalten auch diese Meta-Kompetenzen gezielt entwickelt werden. Dann sollte ein Großteil der jungen Fachkräfte den Ansprüchen des modernen Arbeitsmarktes genügen. Weiterhin kann damit gerechnet werden, dass im Anschluss an die Erstausbildung relativ problemlos eine adäquate Tätigkeit  zu finden sein wird. 

Literatur

BIBB Online-Artikel "Neue und modernisierte Berufe“ – Übersicht über die Neuordnungsarbeit des BiBB. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2011). Abgerufen am 14.01.2011


Hansjosten, Heiko: Lohnt sich die betriebliche Ausbildung? Hampp, Mering, 7
2000, 317 Seiten, ISBN 9783879884896

Montag, 7. März 2011

Ausbildungsreife

Die Überschrift könnte genauso gut lauten: Was erwartet die Wirtschaft von Bewerbern um einen Ausbildungsplatz? Dies kann nicht anhand der formalen Schulabschlüsse der Ausbildungsplatzbewerber festgemacht werden, denn diese sind im gesamtdeutschen Kontext, im Verlauf der Jahre hochwertiger geworden. Hammel  stellte fest, dass es keine allgemeingültige Definition zur Ausbildungsreife gibt und führt zahlreiche Publikationen an, die diese These belegen (vgl. Hammel 2009, S. 18). Ein Konsens unter Fachleuten besteht aber darin, dass unter Ausbildungsreife die Summe der Fähigkeiten und das allgemeine Werte- und Anstandsniveau gemeint ist, über welches Jugendliche zu Beginn einer Berufsausbildung verfügen sollen. Ausdrücklich nicht gemeint sind die während der Ausbildung zu erwerbenden und als Lernziel im Ausbildungsrahmenplan bzw. dessen Anlagen definierten Fähigkeiten. (vgl. Kloas 2006, S. 102)  Dies impliziert, dass die Ausbildungsreife berufsabhängig anders belegt sein kann. Im Allgemeinen wird der berufsbildabhängige Teil der Ausbildungsreife mit den Schlagwörtern Ausbildungsfähigkeit und/ oder Berufseignung überschrieben. Leider werden die drei Begriffe - fälschlicherweise - oft synonym verwendet, obwohl sie jeweils andere Dimensionen beschreiben. Verallgemeinert betrachtet gibt es eine hohe Schnittmenge an Basisanforderungen, die über alle Berufsgruppen gleich ist. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat - in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen - im Rahmen des Nationalen Paktes für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland einen Kriterienkatalog erarbeitet, der diese zentralen Basisfähigkeiten der Ausbildungsreife in verschiedenen Dimensionen darstellt und Indikatoren zur Messung benennt. (vgl. BA Publikation 2009, S. 20f.)


  • Schulische Basiskenntnisse (Recht)Schreiben, Lesen, mit Texten und Medien umgehen, Sprechen und Zuhören, Mathematische Grundkenntnisse, Wirtschaftliche Grundkenntnisse
  • Psychologische Leistungsmerkmale Sprachbeherrschung, Rechnerisches Denken, Logisches Denken, Räumliches Vorstellungsvermögen, Merkfähigkeit, Bearbeitungsgeschwindigkeit, Befähigung zu Daueraufmerksamkeit
  • Physische Merkmale Altersgerechter Entwicklungsstand und gesundheitliche Voraussetzungen
  • Psychologische Merkmale des Arbeitsverhaltens und der Persönlichkeit Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz, Kommunikationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Kritikfähigkeit, Leistungsbereitschaft, Selbstorganisation/ Selbstständigkeit, Sorgfalt, Teamfähigkeit, Umgangsformen, Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit
  • Berufswahlfähigkeit Selbsteinschätzungs- und Informationskompetenz

Wenn man diese Kriterien anhand der gegebenen Indikatoren operationalisiert, kann im Auswahlprozess der Auszubildenden eine objektive Beurteilung von Basisfertigkeiten erfolgen. Beachtet werden muss aber, dass sich gerade Jugendliche und jungen Erwachsene in einer schnellen Entwicklungsdynamik befinden. Dies ist ein Kritikpunkt an dem Modell der statischen Ermittlung der Ausbildungsreife, der beachtet werden sollte.(vgl. Hammel 2009, S. 22)




Literatur


BA Publikation – "Kriterienkatalog zur Ausbildungsreife" (Internetversion). Hrsg.: Bundesagentur für Arbeit (BA), Nürnberg (2009). Abgerufen am 05.02.2011.
http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-Content/Veroeffentlichungen/Ausbildung/Kriterienkatalog-zur-Ausbildungsreife.pdf



Hammel, Petra: Mangelnde Ausbildungsreife bei Jugendlichen - Alarmsignal oder Ablenkungsmanöver? Eine kritische Auseinandersetzung über Definition, Sichtweisen und mögliche Wege durch Berufsvorbereitung. 1. Auflage. Diplomica Verlag, 8 2009, 78 Seiten, ISBN 9783836669894


Kloas, Peter-Werner: Ausbildungsreife – im Urteil von Fachleuten. in Berufliche
Rehabilitation, 20 2006, 101–109, ISSN 0931–8895