Mit Ende der Ausbildung muss der junge Erwachsene die zweite Schwelle, also den Übergang von der Ausbildung in die Berufstätigkeit meistern. Die Ausbildung soll die Auszubildenden auf die Anforderungen die ein Berufsbild stellt vorbereiten. Dazu ist es notwendig, neben reinen fachbezogenen Kompetenzen ein Bündel an weiteren Eigenschaften zu entwickeln. Diese Eigenschaften beinhalten unter anderem das Verständnis für die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens und erfordern eine Lernfähigkeit und Lernbereitschaft über das gesamte Erwerbsleben. Dies ist durch den Anpassungsdruck der Unternehmen impliziert, der sich auf die Mitarbeiter - die sozusagen untereinander im Wettbewerb stehen - überträgt. Die kürzeren Produktlebenszyklen in der schnelllebigen, technisierten Welt bewirken einen stetig schnelleren technischen Fortschritt, der sich durch sich ändernde Anforderungen an Arbeits- und Qualifikationsinhalte bemerkbar macht.(vgl. Hansjosten 2000, S. 61) Dadurch ist auch begründet, warum es zukünftig keine klassischen Dauerberufe mehr geben wird. Manche Berufsbilder gibt es nur wenige Jahre lang. Ein Beispiel dazu ist der Beruf Kommunikationselektroniker/in in verschiedenen Fachrichtungen. Er überdauerte einen Zeitraum von 1987 bis 2003 und wurde dann durch einen neuen Beruf mit passenderen Inhalten ersetzt. Auch wandeln sich Berufsbilder mit gleichem Namen im Laufe der Zeit. Dies geschieht durch Neuordnungen der Verordnung über die Berufsausbildung. (vgl. dazu BiBB Online-Artikel 2011, "Neue und modernisierte Berufe") Hansjosten bezeichnet das Bündel an Eigenschaften, welche notwendig sind um die Entwicklungsdynamik der Anforderungen abzufedern, als Qualifikationscollage. Er spricht in diesem Zusammenhang auch von "Meta-Kompetenzen, die durch Verallgemeinerbarkeit ein geringes Obsoleszensrisiko aufweisen" (Hansjosten 2000, S. 62). Das ist schlüssig, denn Lernfähigkeit in der besonderen Ausprägung der fachübergreifenden Lernfähigkeit (z.B. Führungskompetenz, Kommunikationskompetenz, Teamfähigkeit, Fähigkeit zur Selbstreflektion, souveränes agieren in Netzwerken, prozessuales und ganzheitliches Denken, Fähigkeit Veränderungsprozesse anzustoßen, ...) besitzt besondere Eigenschaften: Sie veraltet nicht in der Geschwindigkeit wie technisches Fachwissen und befähigt gleichzeitig dazu, offen zu sein für Neuerungen und den permanenten Wandel im Kontext des schnellen technologischen Fortschritts.
Unter dem Begriff "Berufsreife" verbirgt sich also die Menge an entwickelten Meta-Kompetenzen die notwendig ist, um sich wandelnde Berufsanforderungen - im Laufe des Erwerbslebens - erfolgreich zu managen. Als Ziel der dualen Ausbildung und der akademischen, berufsqualifizierenden Ausbildung, besonders im Rahmen eines dualen Studiums, sollten neben den fachlichen Inhalten auch diese Meta-Kompetenzen gezielt entwickelt werden. Dann sollte ein Großteil der jungen Fachkräfte den Ansprüchen des modernen Arbeitsmarktes genügen. Weiterhin kann damit gerechnet werden, dass im Anschluss an die Erstausbildung relativ problemlos eine adäquate Tätigkeit zu finden sein wird.
Literatur
BIBB Online-Artikel "Neue und modernisierte Berufe“ – Übersicht über die Neuordnungsarbeit des BiBB. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2011). Abgerufen am 14.01.2011
Hansjosten, Heiko: Lohnt sich die betriebliche Ausbildung? Hampp, Mering, 7
2000, 317 Seiten, ISBN 9783879884896